Ouml;sterreichische Ansprüche und die Realität

1918 kam es nach Ende des Ersten Weltkriegs und der damit verbundenen Auflösung Österreich-Ungarns zu intensiven Bemühungen, die deutschsprachigen Gebiete Westungarns an Österreich anzuschließen. Der auf einem Teil Cisleithaniens entstandene neue Staat Deutschösterreich erhob, dem von Woodrow Wilson verkündeten Selbstbestimmungsrecht der Völker der Donaumonarchie folgend, Anspruch auf Deutsch-Westungarn. In Ungarn bestand nach Kriegsende kurze Zeit die Räterepublik des Kommunisten Bela Kun. Priester und Lehrer wurden verhaftet und hingerichtet, es kam zu Tumulten und Prügeleien mit Rotarmisten. Nach 133 Tagen wurde die Regierung nach militärischem Einschreiten der Entente dann von einer rechtsgerichteten Regierung abgelöst, der so genannte weiße Terror (der Verfolgung Linksradikaler und Juden) folgte.[29]

Die Sieger des Ersten Weltkriegs entschieden 1919 im Vertrag von St. Germain, dass Deutsch-Westungarn an Österreich anzuschließen sei, und verpflichteten Ungarn 1920 im Vertrag von Trianon, diesen Gebietsteil Altungarns an Österreich abzugeben. Die Aufnahme in die Republik Österreich wurde im Bundesverfassungsgesetz über die Stellung des Burgenlandes als selbständiges und gleichberechtigtes Land im Bund und über seine vorläufige Einrichtung vom 25. Jänner 1921 geregelt.

Im Bezirk Mattersburg kam es zu Übergriffen der Bevölkerung gegen die ungarische Gendarmerie und die ungarischen Gemeindenotare. Im Gegenzug verhinderten Freischärler, von ungarischen Aristokraten finanziert, im Frühjahr 1921 die Landnahme durch österreichische Gendarmerie, indem sie diese nach Partisanenart angriffen. König Karl IV. Habsburg nützte 1921 Ödenburg, wo er Anhänger in der ungarischen Armee hatte, zweimal als Sprungbrett dazu, in Ungarn wieder auf den Thron zu gelangen. Beide Versuche scheiterten.

Einige Wochen nach Errichtung der kurzlebigen Republik Lajtabánság unter Führung des Freischärlerbefehlshabers Pál Prónay wurde das Gebiet im November 1921 durch das österreichische Bundesheer besetzt und offiziell am 5. Dezember 1921 von Ungarn an Österreich übergeben.

Für die Gegend um Ödenburg (Sopron), das als Hauptstadt des neuen österreichischen Bundeslandes vorgesehen war, wurde nach heftigen Protesten Ungarns auf Vermittlung des ungarnfreundlichen Italien vom 14. bis 16. Dezember 1921 die Volksabstimmung 1921 im Burgenland durchgeführt. Dabei sprachen sich die Bewohner der Stadt mehrheitlich für den Verbleib bei Ungarn aus, die Bewohner der umliegenden Landgemeinden mehrheitlich für den Anschluss an Österreich. Die korrekte Abwicklung der Abstimmung in der Stadt Ödenburg wurde von österreichischen Medien sehr stark in Zweifel gezogen. Die Entscheidung für Ungarn blieb aber endgültig und betraf auch die proösterreichischen Landgemeinden um die Stadt.

Nach Abschluss dieser neuen Grenzziehung wechselten noch einige wenige Gemeinden auf eigenen Wunsch von Österreich nach Ungarn und umgekehrt.