In der Kürze liegt die Würze

Der Chefredakteur ließ den neuen, noch sehr jungen Lokalberichterstat­ter zu sich kommen. - "Hören Sie", sagte er. "Alles, was Sie bringen, muß spannend, aber kurz sein, denn in der Kürze liegt die Würze." - "Gut!" sagte der junge Berichterstatter und ging in die Stadt, um Material für seinen ers­ten Artikel zu sammeln.

Er brauchte nicht lange zu suchen, denn in der Stadt war gerade ein Un­glück geschehen.Mit großer Sorgfalt schrieb er seinen Bericht und ver­suchte dabei sich so kurz wie möglich zu fassen, obwohl er viel Material gesammelt hatte.

Als der Chef den fertigen Artikel las, bekam er einen Wutanfall und brüll­te: "Was, das soll ein Bericht sein? Das ist ja ein Roman! Dreißig Zeilen, das ist viel zu lang!" Und er warf den Reporter zur Tür hinaus.

Traurig setzte sich dieser hin und schrieb den Artikel um. Aus dreißig Zeilen wurden fünfzehn. Stolz auf seine Leistung ging er dann wieder zum Chef, aber der war immer noch nicht zufrieden. Obwohl er den Artikel nicht gelesen hatte,sagte er: "Immer noch viel zu lang!"

Jetzt packte den Reporter die Wut. Er setzte sich wieder an die Schreib­maschine und hämmerte auf die Tasten. Dann riß er das Papier aus der Ma­schine und stürzte zum Chef.

Die Notiz war diesmal wirklich recht kurz ausgefallenund lautete: "Fritz Mosbacher nahm ein Streichholz und wollte nachsehen, ob noch Benzin im Tank seines Autos sei. Dies war der Fall. Die Einäscherung findet am Don­nerstag um elf Uhr statt."