Bevor ein Kind in die Schule kommt, geht es meistens in einen Kindergarten. Kinder ab drei Jahren können dort halbtags, manchmal auch ganztags betreut werden. Kindergärten sind in öffentlicher oder kirchlicher Hand. In der ehemaligen DDR gab es hauptsächlich ganztägige Kindergärten. Dadurch konnten beide Elternteile einer beruflichen Tätigkeit nachgehen.
Diese Kinder sind sechs Jahre alt. Heute ist ihr erster Schultag. Jedes Kind in Deutschland muss mindestens neun Jahre zur Schule gehen. Alle Kinder besuchen zuerst vier Jahre die Grundschule. Danach gehen sie entweder fünf Jahre auf die Hauptschule, sechs Jahre auf die Realschule oder neun Jahre auf das Gymnasium.
Welche weiterführende Schule besucht werden kann, hängt von den Noten des Schülers ab. Außerdem können die Vorschläge der Lehrer und die Wünsche der Eltern die Entscheidung beeinflussen.
Das Schulsystem in den neuen Bundesländern soll allmählich dem in den alten Bundesländern angeglichen werden. Der Unterricht findet meistens am Vormittag statt. Die Stundenpläne zeigen am Beispiel des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, was die Schüler lernen sollen. Deutschland hat nämlich kein einheitliches Schulsystem. Nicht die Bundesregierung, sondern die Länder sind für die Lehrpläne und die Lehrerausbildung verantwortlich. Auch die Ferienzeiten in den einzelnen Bundesländern sind nicht immer gleich, weil man den Ferienreiseverkehr entzerren will. Verschiedene Ausbildungswege schließen sich der Schulzeit an: eine Lehre mit Besuch der Berufsschule, eine Weiterbildung an Fachoberschule und Fachhochschule, ein Studium an der Universität. Viele Jugendliche mit Haupt- und Realschulabschluss, aber auch Abiturienten, versuchen, eine Ausbildungsstelle zu bekommen. Eine Lehre dauert zwei bis drei Jahre. Während dieser Zeit müssen Lehrlinge jede Woche einen oder zwei Tage in die Berufsschule gehen. Dort soll die praktische Ausbildung durch theoretische Kenntnisse ergänzt werden. Diese Verbindung von Theorie und Praxis nennt man "Duales System".
Der Realschulabschluss nach der 10. Klasse ermöglicht den Besuch weiterführender Schulen. Außerdem haben Realschüler gegenüber Hauptschülern oft bessere Chancen, eine Lehrstelle zu bekommen. Die Abschlussprüfung am Gymnasium heißt "Abitur1. Sie berechtigt zum Studium an einer Universität. Bei einigen Studienfächern (z.B. Medizin und Pharmazie) entscheidet der Notendurchschnitt des Abiturs, ob man mit dem gewünschten Studium beginnen darf. Früher haben die meisten Abiturienten nach der Schule die Universität besucht. Heute studieren nur noch etwa 70% aller Gymnasiasten, da ein Universitätsabschluss keine Garantie mehr für einen Arbeitsplatz bietet. Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz werden sie zu Konkurrenten der Haupt- und Realschüler. 35% der Studienanfänger, haben bereits eine Berufsausbildung absolviert. Seit 1971 gibt es eine neue Schulform. Sie heißt Gesamtschule. Alle Schüler einer Altersgruppe werden über die vierte Klasse der Grundschule hinaus weiter zusammen an derselben Schule unterrichtet. Die Aufteilung auf die drei traditionellen Schulformen entfällt und wird durch ein Kurssystem ersetzt. Es werden Kurse verschiedener Schwierigkeitsstufen angeboten. Die Gesamtschule kann so mehr Rücksicht auf individuelle Interessen und Fähigkeiten nehmen und den Übergang von einer zu anderen Schulausbildung erleichtern. Außerdem gibt es Sonderschulen, die sich um diejenigen Schüler kümmern, die dem Unterricht an anderen Schulen nicht folgen können. In bestimmten Sonderschulen werden Kinder und Jugendliche unterrichtet und betreut, die geistig oder körperlich behindert sind. Es wird manchmal versucht, diese Schüler in Klassen mit Nicht-Behinderten zu integrieren.