KULTUR UND FREIZEIT

Die Arbeitszeit hat sich für viele Beschäftigte in den letzten Jahr­zehnten verringert. Eine Arbeitswoche hat durchschnittlich 39 Stunden. Sonnabend und Sonntag sind in den meisten Berufen ar­beitsfreie Tage. Jeder Arbeitnehmer hat Anspruch auf bezahlten Urlaub - zur Zeit mindestens 29 Arbeitstage. Hinzu kommen zahl­reiche gesetzliche Feiertage. Was machen die Menschen in der Bun­desrepublik, wenn sie nicht arbeiten?

Die Freizeitbeschäftigung der Bundesbürger ist sehr unter­schiedlich. Viele verbringen über ein Viertel ihrer freien Zeit vor dem Fernsehgerät. Unterhaltungssendungen. Serien und Sportprogramme haben hohe Einschaltquoten. Bis vor wenigen Jahren gab es aus­schließlich öffentlich-rechtliches Fernsehen mit den zwei bundeswei­ten Programmen ARD und ZDF und einem regionalen Programm des jeweiligen Bundeslandes. Seit der Einführung des Kabel- und Satellitenfernsehens bieten auch immer mehr kommerzielle Sender ihre Programme an und sind zu einer Konkurrenz für die etablierten Sendestationen geworden. Bis das ehemalige staatliche Fernsehen der DDR und die regionalen Sender neu geordnet sind und die Pro­gramme aus den alten Bundesländern überall empfangen werden können, wird noch einige Zeit vergehen.

"Wenn mehr als zwei Deutsche zusammen sind, gründen sie einen Verein", heißt eine Redensart. Und wirklich: fast 60% der Deut­schen sind Mitglied in mindestens einem Verein.

Vom "Deutschen Alpenverein" bis zur "Zoologischen Gesell­schaft" gibt es zahlreiche Interessengruppen, in denen kulturelle, soziale oder politische Ziele verfolgt werden. Hauptmotiv für die Mit­gliedschaft in einem Verein ist oft der Wunsch nach Geselligkeit.

Fast ein Drittel der Bevölkerung ist in den ungefähr 60 000 Sport­vereinen organisiert. Ebenso wie es inaktive Vereinsmitglieder gibt, treiben viele Menschen Sport, ohne Mitglied in einem Verein zu sein. Der "Deutsche Fußballbund" (DFB) ist der größte und populärste Sportverband. Millionen Zuschauer verfolgen am Wochenende die Fernsehberichte über die Spiele der Fußball-Bundesliga. Außerdem gehen viele Fußballbegeisterte in die Stadien, um (l) dabei zu sein. Urlaubszeit ist Reisezeit. Jetzt beginnen für viele Deutsche die "schönsten Wochen" des Jahres. In den sechswöchigen Schulferien ist im Sommer die Haupt-Reisesaison. Je nach Bundesland verschie­den liegen diese Ferien zwischen Mitte Juni und Mitte September. Beliebte Urlaubsziele sind Österreich und die südeuropäischen Ländern Italien, Spanien und Jugoslawien. Da sehr viele deutsche Urlauber mit dem eigenen PKW verreisen, kommt es auf den Auto­bahnen zu kilometerlängen Staus und riesigen Warteschlangen an den Grenzübergängen. 1988 fuhren etwa 21 Mio. deutsche Urlauber ins Ausland. Bis zum Zusammenschluss beider deutscher Staaten konnten die Bürger der DDR ihren Urlaub nur im Inland oder im sogenannten sozialistischen Ausland verbringen.

Im Jahre 1990 verbrachten etwa 10 Mio. Bundesbürger ihre Ferien im Inland. Die Hauptferienorte befinden sich in den Bundes­ländern Bayern und Baden-Württemberg sowie an der Nordsee und Ostsee, also in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Nieder­sachsen. Auch am Wochenende oder an Feiertagen machen viele Leute gerne Ausflüge in die nähere Umgebung. Die Bürger der DDR verbrachten ihren Inlandsurlaub im Sommer oft an der Ostsee.

Wenn die Bundesbürger ihre freie Zeit in Gesellschaft von Freun­den, Bekannten oder Verwandten verbringen, sind Essen und Trinken ein fester Bestandteil dieser Geselligkeit.

Viele Leute gehen zusammen in eine Kneipe, ein Restaurant oder ein Cafe. Bier und Wein sind die beliebtesten Getränke. Nach der Statistik waren es 1990 pro Person etwa 145 Liter (l) Bier und 26 l Wein.

"Mach' Dir ein paar schöne Stunden, geh' ins Kino!" Viele Leute nehmen diesen Werbeslogan der Filmindustrie wörtlich. 1990 wurden 100 Mio. Kinobesucher gezählt. 80% Zuschauer waren zwischen 14 und 29 Jahre alt. Ein Kinobesuch kostet mindestens 10 Mark (DM). Das Angebot an Filmen wird von ausländischen Produktionen domi­niert.

Mit Musik geht alles besser, zu Hause beim Autofahren manch­mal auch am Arbeitsplatz. Für Freunde der populären Musik (Pop), der klassischen Musik und der Volksmusik gibt es spezielle Sendun­gen im Radio und Fernsehen. Viele Menschen machen in ihrer Freizeit auch selbst Musik. Sie musizieren allein oder in Gruppen, wobei das musikalische Spektrum, von der Rockmusik bis zum Chor reicht.

Das Theater ist ein weiteres Element der kulturellen Freizeitge­staltung. 1990 wurden in den alten Bundesländern ca. 16 Mio. Besu­cher gezählt. Während die Oper noch immer ein eher elitäres Publi­kum anzieht, ist besonders das moderne Schauspiel auch für viele jugendliche Zuschauer attraktiv. Freilich steht das Theater heute in harter Konkurrenz mit den elektronischen Medien, die den Zuschauer weniger kosten und einfacher zu erleben sind. Der Staat subventioniert die Theater und viele der Museen, da sie sich allein durch die Besucher nicht finanzieren können. Handwerkliche Arbeiten im Haus oder der Wohnung sind immer mehr zum Hobby geworden. Für viele Menschen nimmt auch Gar­tenarbeit einen Teil ihrer Freizeit ein. Entweder direkt am Haus oder in einem "Schrebergarten" bauen sie Gemüse und Obst an und pflan­zen Blumen, Sträucher und Bäume.