BUNDESREPUBLIK DEUTSCHLAND -INDUSTRIELAND

Das Wirtschaftssystem in Deutschland wird "Soziale Marktwirt­schaft" genannt. Wie auf einem Markt sollen miteinander konkurrie­rende Verkäufer ihre Ware den Käufern anbieten. Das Angebot und die Nachfrage regulieren bei den meisten Erzeugnissen die Produk­tion und den Preis.

Durch die Vereinigung der beiden deutschen Staaten hat die "Soziale Marktwirtschaft" in den fünf neuen Bundesländern die "Plan­wirtschaft" abgelöst.

Ein Arbeitnehmer verbringt durchschnittlich acht Stunden pro Tag an seinem Arbeitsplatz. Sonnabends und sonntags wird in den meisten Berufen nicht gearbeitet. Durchschnittlich hat ein Arbeitneh­mer 29 bezahlte Urlaubstage im Jahr. Diese Arbeitszeitregelung wird in den neuen Bundesländern aber erst im Laufe der nächsten Jahre verwirklicht werden.

Ein Arbeitnehmer muss gegen Krankheit und Arbeitslosigkeit ver­sichert sein. Er ist außerdem verpflichtet, einen Beitrag zur Renten­versicherung zu leisten. Damit erwirkt er auch das Recht auf Geld, wenn er arbeitsunfähig, arbeitslos oder pensioniert wird. Die Beiträge für diese Versicherungen werden jeweils zur Hälfte vom Arbeitgeber und Arbeitnehmer gezahlt Manche Arbeitgeber gewähren zusätzliche soziale Leistungen für die Alterssicherung oder die Weiterbildung.

Viele Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind in Verbänden organi­siert, um ihre Interessen besser zu vertreten. Zum Beispiel sitzen sich Vertreter der Arbeitgeberverbände und der Gewerkschaften

gegenüber, wenn über Löhne und Arbeitszeit verhandelt wird. Der Staat darf sich in diese Verhandlungen nicht einmischen. Auch auf der betrieblichen Ebene müssen sich Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter einigen.

In immer mehr Industriezweigen übernehmen Maschinen die Ar­beiten, die bisher von Menschen gemacht wurden. Durch den Einsatz moderner Technik soll die Produktivität erhöht werden.

Das bedeutet: monotone und schwere Arbeit kann von Maschi­nen übernommen werden. Andererseits wird die menschliche Arbeits­kraft durch Maschinen ersetzt, und es gibt weniger Arbeitsplätze als früher. Die Zahl der Beschäftigten im Dienstleistungsbereich (Handel, EDV, Banken, Gastronomie, Touristik usw.) ist dagegen gestiegen.

Nicht alle Menschen haben Arbeit. Die Entwicklung in den alten und neuen Bundesländern ist aber unterschiedlich. 1990 gab es in den alten Bundesländern ungefähr 2 Millionen (Mio.) Arbeitslose, obwohl seit 1984 2 Mio. zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen wurden. In den neuen Bundesländern steigt die Zahl der Arbeitslosen und Kurzarbeiter seit Oktober 1990 sehr stark an.

Frauen, Jugendliche, Personen ohne Berufsausbildung und Aus­länder sind besonders von der Arbeitslosigkeit betroffen. Anfang der 60er Jahre war das anders. Damals wurden sogar Arbeitnehmer aus dem Ausland in die Bundesrepublik geholt, weil es zu wenig deutsche Arbeitskräfte gab. Zehn Jahre später veränderte sich die wirtschaftliche Situation. Viele Betriebe mussten schließen, andere einen Teil ihrer Belegschaft entlassen. In der ehemaligen DDR ga­rantierte die staatliche Planwirtschaft allen einen Arbeitsplatz, ohne darauf zu achten, welche Arbeitskräfte wirklich gebraucht werden.

Die deutsche Wirtschaft ist in drei Bereiche unterteilt:

- das produzierende Gewerbe, das. sind die Klein- und Großbetriebe

und das Handwerk, das Waren herstellt,

- der Dienstleistungsbereich, z.B. Handel, Banken, Versicherung und

- die Landwirtschaft

Ein sehr großer Wirtschaftsbereich in Deutschland ist die Indu­strie. Für die Produktion sind viele unterschiedliche Rohstoffe not­wendig. In Deutschland werden Kohle und Eisenerz abgebaut, d.h. aus der Erde geholt. Sonstige Rohstoffe, vor allem Erdöl und Zinn, Kupfer und andere Erze müssen importiert werden.

Trotzdem hat Deutschland einen Exportüberschuss. Es verkauft mehr ins Ausland als es von dort kauft. Die wichtigsten Handels­partner sind die EG-Länder und die USA. Exportiert werden vor allem Maschinen, Autos, Schiffe, optische und technische Geräte sowie chemische Produkte (Kunststoffe, Arznei- und Düngemittel).

Im Dienstleistungsbereich arbeiten Menschen, die mit dem Handel (An- und Verkauf) schon fertiger Produkte beschäftigt sind. Aber auch die Arbeit, die in den Schulen und Universitäten, in den Krankenhäusern und Verwaltungen, in den Banken und Versi­cherungen und bei Transportunternehmen wie Bahn und Post getan wird, gehört zu den Dienstleistungen. Dieser Teil der Wirtschaft umfasst also alle Arbeitsbereiche, in denen keine materiellen Produkte hergestellt werden.

Die Landwirtschaft ist heute weitgehend automatisiert. Es gibt immer weniger Bauern und doch wird immer mehr geerntet Trotzdem werden Obst, Gemüse, Getreide, Eier, Kartoffeln, Reis und Fett importiert. In den neuen Bundesländern muss sich auch die Land­wirtschaft von staatlich gesteuerten "Landwirtschaftlichen Produk­tionsgenossenschaften" (LPG) auf eine marktwirtschaftlich orientierte Landwirtschaft umstellen. Eine Alternative zur industriellen Landwirt­schaft zeigt sich vereinzelt im ökologischen Landbau. Hier arbeitet man möglichst ohne Kunstdünger und chemische Hilfsmittel.

Ein wichtiges deutsches Industriezentrum ist das Ruhrgebiet. Hier leben fast 7 Prozent (%) der deutschen Bevölkerung auf einer Fläche von 12.400 Quadratkilometern (km2). Damit ist das Ruhrgebiet eine der am dichtesten besiedelten Regionen in Europa. Elf Groß­städte liegen dort ganz eng nebeneinander.

Deutschland gehört zur "Europäischen Gemeinschaft" (EG). Die EG ist ein Zusammenschluss von mittlerweile zwölf westeuropä­ischen Ländern. Die Mitgliedsländer wollen ab 1993 die Zollgrenzen untereinander abschaffen und dadurch den Handel erleichtern. Diese Erleichterung soll auch für den privaten Reiseverkehr gelten. Eigent­liches Ziel der EG ist es, eine politische Union herzustellen.