Ein Mensch sucht die Wahrheit.
Ein anderer – einen Fensterplatz im Zug.
Ein Mensch sucht seine Mitmenschen.
Ein anderer – einen verlorenen Pfennig.
Ein Mensch sucht den Sinn des Lebens.
Ein anderer – Streichhölzer und Zigaretten.
Jeder Mensch – ein Suchender.
Sag, was suchst du?
Lorelei
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
Dass ich so traurig bin;
Ein Märchen aus alten Zeiten,
Das kommt mir nicht aus dem Sinn.
Die Luft ist kühl und es dunkelt,
Und ruhig fließt der Rhein;
Der Gipfel des Berges funkelt
Im Abendsonnenschein.
Die schönste Jungfrau sitzet
Dort oben wunderbar,
Ihr goldenes Geschmeide blitzet,
Sie kämmt ihr goldenes Haar.
Sie kämmt es mit goldenem Kamme
Und singt ein Lied dabei;
Das hat eine wundersame,
Gewaltige Melodei.
Der Schiffer im kleinen Schiffe
Ergreift es mit wildem Weh;
Er schaut nicht die Felsenriffe,
Er schaut nur hinauf in die Höh.
Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.
H. Heine
Ein Gleiches
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.
J.W. Goethe
Frühlingsgruß
Leise zieht durch mein Gemüt
Liebliches Geläute;
Klinge, kleines Frühlingslied,
KlingP hinaus ins Weite.
KlingP hinaus bis an das Haus,
Wo die Veilchen sprießen;
Wenn du eine Rose schaust,
SagP ich lassP sie grüßen.
H. Heine