Frauen und Karriere: Spezielle Förderungen nehmen ab

Die großen Unternehmen schweigen es tot, vermeiden Presseerklärungen und Verlautbarungen und sprechen stattdessen von „Geschlechtsneutralität“ - die psycholo­gische Forschung aber ist dem Thema auf der Spur. Es geht um die Förderung von Frauen in Führungspositionen. Noch vor fünf Jahren, das hat Jürgen Schultz-Gambard von der Universität München herausgefunden, machten Unternehmen gerne Eigenwerbung mit ihrer Frauenför­derung. Inzwischen hätten spezielle Förderungen zugunsten von Managerinnen „signifikant abgenommen“. Grund genug, das Thema unter den Tisch fallen zu lassen. Befragt wurden die 178 Umsatz- und personalstärksten Un­ternehmen der alten Bundesländer. Die einzige gute Nach­richt: Die Zahl der geschlechtsneutral formulierten Stellenanzeigen hat zugenommen. Die vielen schlechten Nach­richten: Flexible Arbeitszeitmodelle und Kinderbetreuung hätten nicht zugenommen. Spezielle Fördermaßnahmen und Laufbahnberatung für Frauen dagegen hätten deutlich abgenommen. DerAnteil der Frauen im Management betrage nach wie vor zwei bis drei Prozent. Fazit: „Es gibt überhaupt keine Besserung, sondern im Gegenteil Stag­nation bis Rückgang.“

Auch die Ergebnisse von Gambards zweiter Studie waren Hiobsbotschaften. „Auf erstaunliche Art und Weise entwickelt sich das Gehalt von Frauen und Männern nach vier bis fünf Berufsjahren auseinander.“ Die Männer verdie­nen „plötzlich“ ungleich mehr. Dass Frauen für das gleiche Ziel das Doppelte an Leistung im Vergleich zu Männern erbringen müssten. sei jedoch nicht der Fall. Unter dem be­ruflichen Erfolg der Frauen leide vielmehr deren Privatleben. Karrierebewusste Frauen müssten Abstriche hinsicht­lich des Familienlebens und der Partnerschaft hinnehmen. Männern dagegen bleibe alles: Ehefrau. Kinder, Versor­gung und Geborgenheit daheim plus Karriere. An berufs­tätige Männer und Frauen stellte Gambard die Frage: „Wer ist für die Kinder zuständig?“ 94 Prozent der Männer ant­worteten: „Meine Frau.“ 100 Prozent der Frauen antwor­teten: „Ich selbst.“ Die Alternative bleibt Doppelbelastung oder Verzicht auf Mutterschaft.