Tendenzen im Bereich des Wortschatzes

Tendenzen im Bereich des Wortschatzes. Im Vergleich zu den relativ geschlossenen und stabilen Systemen der Grammatik wird der Wortschatz als offenes und flexibeles System bezeichnet.

Auf keiner Ebene ist die Sprache so starken Veränderungen unterworfen wie im Bereich des Wortschatzes.

Die Veränderung sprachlicher Verhältnisse ist allerdings als Funktion der Veränderung geschichtlicher Verhältnisse zu sehen. Es gibt Zeiten, in denen sich geschichtlich und gesellschaftlich mehr ereignet als in anderen.

Dieses Mehr oder Weniger hat Auswirkungen auf Bewegungen oder Konstanz in verschiedenen Bereichen der Sprache, es findet vor allem im Wortschatz eine besondere Ausprägung.

Hinter den vergleichsweise grossen Veränderungen im Wortschatz der deutschen Gegenwartssprache stehen als Ursachen die Vermehrung und Differenzierung der Informations- und Wissensbestände im modernen Zeitalter.

Die Multiplizierung und Popularisierung neuer Sach- und Sprachgegebenheiten stehen heute unter unvergleichlich günstigeren Voraussetzungen als je zuvor die Massenmedien bringen tagtäglich neue Informationen und Worte in Umlauf.

Kein Wunder, dass der permanente Informationsstrom die Nachrichtenagenturen auf der einen und die Zuhörer und Leser auf der anderen Seite vor schier unlösbare Aufgaben stellt.

Zum Mengenverhältnis Nachrichtenworte kommt ein qualitativer Befund, der die Schwierigkeitsverhältnisse entscheidend mitprägt Es gehört zum Wesen der Nachricht, etwas bisher Unbekanntes mitzuteilen - sei es, dass das Ereignis eben erst eingetreten ist, sei es, dass der Sachverhalt bis eben unbekannt geblieben ist. Ist die Mitteilung nicht mehr neu, hat sie ihren Nachrichtenwert verloren.

Es wird oft behauptet, dass der Sprachwandel noch nie so schnell vor sich gegangen sei wie in unserem Jahrhundert, vor allem in bezug auf die explosionsartige Erweiterung des Wortschatzes. Diese Feststellung ist nicht etwa aufs Deutsch beschränkt, sondern gilt für die meisten modernen Sprachen. Der Sprachwandel hängt natürlich mit Veränderungen in der Gesellschaft zusammen, wie wir es wiederholt in der Geschichte der Sprache feststellen konnten.

Es zeigt sich immer häufiger ein bewusstes Bestreben, sich kürzer, einfacher und verständlicher auszudrücken. Die geschriebene Sprache nähert sich der gesprochenen Umgangssprache in der Wortwahl und durch einen einfacheren Satzbau immer mehr an. Die übergreifende zivilisatorische Entwicklung der Industriestaaten fördert in verschiedenen Sprachen die gleichen Erscheinungen. Im Interesse der internationalen Kommunikation werden viele Neuwörter zu Internationalismen bestimmte Fremdwörter, die in vielen Sprachen in gleicher Bedeutung gebräuchlich sind, teils Lehnwörter anglo-amerikanischen Ursprungs, teils Neubildungen lateinisch-griechischer Herkunft. 2.