Wert und Unwert der Anglo-Amerikanismen

Wert und Unwert der Anglo-Amerikanismen. Seit jeher ist man geteilter Meinung über den Wert des Lehngutes im Deutschen gewesen.

Bereits 1899 schimpfte H. Dunger Wider die Engländerei in der deutschen Sprache. Heute wettert man immer noch, jetzt aber mehr gegen die Amerikanerei in der Sprache Westdeutschlands. Für die politische Situation unserer Zeit mag es aber bezeichnend sein, dass die früher so sehr starken nationalen Elemente jetzt wesentlich schwächer geworden sind. Heute wenden sich primär die Puristen gegen die Überfremdung des Deutschen, und das mit Recht. Politische, wirtschaftliche, technische, militärische, kulturhistorische und sprachliche Faktoren haben zu der eigentlich gar nicht so sehr überraschenden Tatsache geführt, dass mit dem Vordringen des Englischen als Weltsprache immer mehr sprachliches Material ins Deutsche - wie selbstverständlich auch in andere Sprachen - eindrang.

Aber sicher haben diese Ubernahmen auch ihre Vorteile, wie selbst ihre Gegner eingestehen müssen. Es sind alte Argumente, die sich dafür anführen lassen, dass das Englische für einen solchen Einfluss geeigneter ist als andere Sprachen, etwa das heute in dieser Beziehung immer weiter zurücktretende Französisch Denn die Wahl eines Fremdwortes richtet sich nicht nur nach seinem sachlichen Aussage-inhalt, sondern häufig auch - vorwiegend oder ausschliesslich - nach seinem sinnlichen Aus-druckswert, genauer gesagt, nach seiner Bild- und Klangwirkung.

Gerade die englische Sprache, heute mehr denn je im Besitze einer geheimnisvoIIen, fast magischen einseitigen Anziehungskraft auf die deutsche Sprache, strahlt nicht selten einen sprachlichen Glanz, eine sprachliche Suggestivkraft aus, die dem englischen Fremdwort den Vorrang vor dem entsprechenden, an sich inhaltlich einwandfreien, aber lautlich weniger anziehenden deutschen Ausdruck sichert.

Ob die Veränderungen in der Morphologie und der Syntax ebenfalls eine Bereicherung darstellen könnten, erscheint fraglich. Über dies ist noch nicht genügend geklärt, ob hier parallele Tendenzen des Deutschen vorliegen, ob das englische Vorbild verstärkend gewirkt hat oder ob das fremdsprachliche Modell direkt imitiert wird. Die erste Möglichkeit wird in manchen Fällen vorliegen, die zweite wird für viele Beispiele anzusetzen sein, und schliesslich muss wiederholt werden, dass nicht jede direkte Wiedergabe einer englischen Fügung zu einem festen Bestandteil der deutschen Sprache wird. Es scheint so, als sei die Zeit nach 1945 eine echte Herausforderung an die deutsche Sprache, und gewisse Anzeichen für einen Rückgang der Fremdwortflut sind nicht zu erkennen.

Die Amerikanisierung des Deutschen ist wohl weiter fortgeschritten. 7.1 Einige Ergebnisse der Untersuchung Wärend dieser Untersuchung wurden der Einfluss der englischen Sprache, deren Gründe und Tendenzen der Anglisierung der deutschen Sprache betrachtet. Dabei wurde Folgendes vestgestellt Der starke Zustrom der Anglo-Amerikanismen in die deutsche Sprache begann Ende der 40 Jahre mit der Durchsetzung des Marschall-Plans Nicht nur das Deutsche, sondern nahezu jede europäische Sprache erlebt einen stärkeren oder schwächeren Einfluss der englischen Sprache Die Lehnwortbestände beruhen nicht auf Zuffäligkeiten, sondern sie sind Ergebnisse von übernationalen Prozessen mit politischen, kulturellen, ökonomischen usw. Voraussetzungen Für die so starke Zunahme der zusammengesetzten und abgeleiteten Lexeme sind folgende Gründen zu nennen 1. Der grosse Benennungsbedarf in allen Bereichen des modernen Lebens 2. Streben nach Verdeutlichung 3. Streben nach sprachlicher Ökonomie, denn oft sind die Anglo-Amerikanismen grffiger als die entsprechenden deutschen Ausdrücke, die man im Deutschen dafür bilden könnte. 4. Streben zur Umgangssprachligkeit. Es zeigt sich immer häufiger ein bewusstes Bestreben, sich kürzer, einfacher, und verständlicher auszudrücken.

Jetzt gilt das Englische als internationale Verkehrssprache, und die Internationalisierung der Wortschätze mittels des Englischen erleichtern die Alltagskommunikation zwischen Menschen verschiedener Herkunftssprachen.

Insbesondere gilt das für Fachsprachen. Dadurch wurde die Terminologie einiger deutscher Fachsprachen stark anglisiert.

Nicht immer ist aber die Vorliebe zu Anglo-Amerikanismen als eine positive Erscheinung zu betrachten. Es ist nicht immer eine Wortschatzerweiterung, sondern etwas anderes, was die deutsche Sprache bedroht ihre Preisgabe zugunsten des Englischen, ihre Nichtverwendung in immer mehr Kommunikationsbereichen. Einen systematischen Sprachpurismus gibt es aber heute nicht mehr. Es wird also vor einem Prestigegebrauch überflussiger Fremdwörter gewarnt, der soziale Unterschiede noch unterschtreicht und ausserdem zu kommunikativen Störungen führen kann. Aus der Verflechtung der zwei Tendenzen des Einflusses der Fremdwörter einerseits und der Kompositionsfreudigkeit des Deutschen andererseits ergibt sich der Gegenstand dieser Untersuchung.

Im theoretischen Teil wurde es deshalb den Arten und funktionalen Besonderheiten der Mischkomposita Acht gegeben.

KAPITEL II 1.