Präfixe und Suffixe

Präfixe und Suffixe. Prä- und Suffixe werden in der Arbeit behandelt, wenn sicher oder wenn die Wahrscheinlichkeit gross ist, dass ein englischer Einfluss gegeben ist. Dabei sind aus dem Englischen stammende Prä- und Suffixe, die wie -ical in ihrer Originalform ins Deutsche übernommen worden sind, von solchen zu unterscheiden, die wahrscheinlich lediglich eine Frequenzsteigerung entsprechender deutscher Formen bewirkt haben meistens handelt es sich dabei um Internationalismen wie ultra Zwischen diesen beiden Extremen gibt es weitere Möglichkeiten der Beeinflussung deutscher Wortbildungselemente durch englische Formen.

Solche Fälle werden nur behandelt, wenn die Affixe im Deutschen produktiv sind, d. h. häufiger vorkommen und weitere Bildungen vermuten lassen.

Behandelt werden hingegen nicht nur solche englischen Affixe wie -ical, sondern auch solche international weit verbreiteten wie Mini super Super-etc. In diesen Fällen kann vermutet werden, dass unter englischem Einfluss zumindest eine Frequenzsteigerung entsprechender deutscher Formen gegeben ist. Oft ist nicht deutlich zu erkennen, ob eine deutsche Bildung nur das im Englischen produktive Prä- oder Suffix verwendet, d. h. an ein deutsches Wort anfügt oder, ob der gesamte deutsche Begriff nach englischem Vorbild entstanden ist. So ist wahrscheinlich, dass deutsch Minirock nach englisch miniskirt entstanden ist, aber wenn Der Sprachdienst 1967 24f. einem Artikel die Überschrift Deutsch für Minibemittelte? gibt, ist evident, dass hier kein englisches Vorbild gegeben ist, sondern dass es sich wahrscheinlich um englisch mini- und deutsch bemittelte, also eine Sprachspielerei, handelt.

Die deutschen und die englischen Wörterbücher lassen uns hier sehr weitgehend im Stich, da es unmöglich ist, alle in einer Sprache vorkommenden Bildungen mit allen Affixen anzugeben.

Hier ist wiederum zwischen entlehnten englischen Bildungen und nach englischem Vorbild entstandenen deutschen zu unterscheiden gentlemanlike und ladylike werden als Stichwort behandelt, da sie häufiger im Deutschen vorkommen.

Die selteneren Formen wie partylike etc. einerseits und Bild-like, CDU-like, Offiziers-like, porschelike, Schubert-like etc. andererseits hingegen erscheinen beim Eintrag -like. Neben den eigentlichen Prä- und Suffixen werden auf diese Weise auch Wörter und Wortelemente behandelt, die prä- oder suffixartigen Charakter haben, ohne eigentliche Affixe zu sein deutsch -bewusst, -Gefühl, -sicher, -weit etc. könnten nach englisch -conscious, -feeling, -proof, -wide etc. entstanden oder jedenfalls durch die englischen Vorbilder in ihrer Frequenz gesteigert worden sein. Der Grad des Einflusses des AE auf das Deutsche wird auch durch die Übernahme oder häufigere Verwendung einiger in Amerika besonders produktiver Prä- und Suffixe angezeigt, die zwar beiden Sprachzweigen gemeinsam sind, im AE aber häufiger verwendet zu werden scheinen.

Die folgende Auswahl bemüht sich um die Einhaltung des Häufigkeitsprinzips Ex- Exaussenminister, Ex-Schwiegersohn, Ex-Flieger, und andere.

Super- Superbombe, Super-Monster-Film, supersonisch, Superformat, Super-breitwand und besonders in Supermark e t. K C o- ist besonders durch Koexistenz bekannt geworden, kommt aber auch in anderen Wörtern vor Koproduzent, Kopilot, Co-Autor, Co-Emigrant und weitere. Weiter können genannt werden All- Allzweckfahrzeug Allparteienkoalition, AIlrad-Antrieb Sub- Subdirektor, Subchef, ultra- ultramodern, ultraflach , Mini- Ninigolf, Mini-Nacht, ferner Namen von Geräten wie, Mini-Clock, sowie andere Präfixe.

Bei den Suffixen scheint -er eine besonders grosse Produktivität zu entwickeln.

Einerseits sind viele Wörter auf -er ins Deutsche als Fremdwörter übernommen worden Adapter, Absorber, Boiler, Bulldozer, Conveyer, Converter, Deep-Freezer, Defroster, Explorer, Skooter, die wie die vorgenannten Sach-bezeichnungen oder wie die folgenden Personenbezeichnungen sind Babysitter, Bootlegger, Barkeeper, Camper, Catcher, Drummer, Flapper, Fighter, Ghostwriter, Youngster, Manager, Stripper, Teenager, Trouble Shooter usw. Aber andererseits setzt das Deutsche heute intensiver a1s je zuvor die alte Tendenz fort, selbst Ableitungen auf -er zu bilden Fernseher in zwei Bedeutungen Minigolfer, Fussballer, und andere. 6.3. Schreibung Das aus der englischen Sprache übernommene Wort behält im allgemeinen seine ursprüngliche Schreibung bei. Sobald es einen festen Platz im Deutschen eingenommen hat, wird es gross geschrieben.

Schwanken herrscht 1. bei englischem c, das häufig im Deutschen mit k wiedergegeben wird C K amp,C K lipp, C K ockpit, Music k al, C K amera. 2. bei der englischen ss-Schreibung, für die oft ss eintritt miss Miss , Boss Boss , Stewardess Stewardess , Dress Dress usw. 3. bei -ie und -y. Die -ie-Schreibung für englisches -y kommt bislang nur bei Partie und Mysterie vor, die offensichtlich nach dem Plural parties, mysteries gebildet worden sind. 4. bei sh, das häufig eingedeutscht als sch erscheint schocken für shock, Schocker für shocker, schrinken für shrink. 5. bei einigen Einzelwörtern, besonders bei Live-Sendung, die gelegentlich mit -f- erscheinen.

Ferner schwanken die Schreibungen bei Triptych.

Direkte Beeinflussung einer deutschen Schreibung scheint nur in Zigarette vorzuliegen, das unter dem Einfluss der c-Schreibung amerikanischer Zigarettensorten im Deutschland Kent, Marlboro nun auch in deutschen Markennamen mit der alten, c-Schreibung vorkommt, z. B. Peer, Muratti Cigaretten oder ironischen Unterton haben Beinschmücker, Missversteher, Ausbleiber, Eigen-heimer, Abrüster, Naturschutzer, Besatzer, Entwicklungshelfer, Europa-Beweger, Luss-überuvacher, Regierer, Staatsbesucher.

Der Infinitiv geht heute meistens auf -en aus und verdrängt die frühere -ieren-Endung fast völlig ausser bei dem in der Schweiz üblichen parkieren neben parken, bei finishieren neben finishen, und grillieren, neben grillen. Als -en-Infinitive sind belegt testen, trampen, hotten, sprayen, bobben, campen, dopen, finishen, flashen, grillen, hitchhiken, killen, managen, mixen, poolen, schrinken, schocken, soften, splitten, timen, tippen, quizzen, toasten, twisten, vertrusten, liften, checken.

Viel. auch giggeln, chartern, extrudern. -ic ist in der Verbindung -matic in der Reklamesprache häufig und gibt durch den Anklang an automatic an, dass es sich um ein automatisch funktionierendes Gerät handelt, z. B. bei den Markennamen von Uhren Dugenamalic, Eingmatic, Eterna-Matic. -wide, das als suffixähnliches Adjektiv im AE sehr viele Bildungen hervorbringt, hat zu der deutschen Lehnübersetzung -zweit geführt neben weltweit begegnen auch solche Wendungen wie bundesweit und reichsweit Der Spiegel . 6.4. Komposita Sie sind für jeden Lexikographen ein ausserordentlich grosses Problem, und es gibt keine alle Benutzerwünsche erfüllende und lexikographisch befriedigende Lösung.

Als Grundregel wurde festgelegt, dass Komposita als eigene Lemmata aufgeführt werden, wenn sie nach Ausweis des Korpus häufiger belegt sind. So wurden etwa Clearing und Clearing-Stelle getrennt lemmatisiert neben dem Lemma Cocktail gibt es solche für Cocktailkleid, Cocktail-Party und Molotow-Cocktail.

Seltener vorkommende Komposita werden als Sublemmata angeführt Jungmanager, Krisenmanager, Spitzenmanager und weitere Zusammensetzungen erscheinen als Sublemmata bei Manager.

Um dem Benutzer, der Jungmanager, Krisenmanager und Spitzenmanager sucht, das Auffinden zu erleichtern, gibt es für diese Komposita Verweise.

Noch seltener vorkommende Komposita erscheinen lediglich im Nest Clearing-Abkommen, -Bank Verfahren und -verkehr Film Hormon Wachstumscocktail und andere Zusammensetzungen mit Cocktail werden ebenso wie die weniger häufigen mit Manager etc. im Nest angeführt.

Das Nest wurde eingeführt, um die Produktivität des Anglizismus zu demonstrieren Wenn das englische Wort mit anderen Wörtern deutscher oder nicht-englischer Herkunft zusammentritt, kann von einer weitgehenden Integration des englischen Begriffs im Deutschen ausgegangen werden.

Im Nest kann es sich selbstverständlich nur um eine Auswahl der vorhandenen Möglichkeiten handeln Wenn das aus dem Englischen übernommene deutsche Wort häufiger vorkommt, kann es theoretisch mit jedem anderen deutschen Wort eine Verbindung eingehen. 6.5. Mischkomposita Caravan-Salon, Containergeschäft Fernseh-Feature, Goodwill-Reise, Haarspray, Popsänger, Top-Verdiener und viele weiteren Mischkomposita oder Hybriden etc. sind bisher weitgehend übersehen worden Man unterscheidet fünf Kategorien solcher Verbindungen aus deutschen und englischen Lexemen a Das Mischkompositum hat ein englisches Vorbild, aber nur einer der beiden Teile ist ins Deutsche lehnübersetzt worden Heimcomputer hat eine englische Entsprechung home computer, Krisenmanagement entspricht englisch crisis management, Sonnnentop ist mit sun-top parallel.

In diesen Fällen und sehr vielen weiteren ist sehr wahrscheinlich, dass der deutsche zusammengesetzte Begriff aus oder nach dem englischen Vorbild entstanden ist, d. h. dass das Deutsche home computer in einer Teilentsprechung direkt übernommen hat. b Wenn das englische Vorbild nicht in englischen Wörterhüchern gefunden wurde z. B. Gelegenheitsjob aus dt. Gelegenheit s und engl. job , Hitliste aus engl. hit und dt. Liste . c Klarer, aber nicht immer einfach zu erkennen, sind die Fälle, in denen das Mischkompositum kein englisches Vorbild hat Managerkrankheit ist nicht nach manager s disease entstanden, Hollywood-Schaukel nicht nach Hollywood swing etc. Es liegt nur der auch in der Kategorie b mögliche Fall vor, dass ein aus dem Englischen entlehntes Lexem mit einem deutschen kombiniert wird. d Wie in Kategorie c zu sehen, sind die Fälle, in denen ein englisches mit einem nicht-englischen und gleichzeitig nicht-deutschen Lexem eine Verbindung eingeht Manager-Niveau, Nightclub-Chef, Teamchef, Variete-Boss, Computer-Roboter und einige weitere Kombinationen aus englischen und nicht-englischen Elementen, die einen festen Platz im deutschen Wortschatz haben. e Eine weitere Kategorie der Komposita verdient besondere Erwähnung solche wie Heimtrainer, die einen deutschen und einen englischen Bestandteil aufweisen, jedoch nicht auf ein englisches Vorbild zurückgehen, sondern Eigenbildungen des Deutschen darstellen.

Als Scheinentlehnungen verstehen wir nur Komposita wie Dressman,Show-master, Triset etc in denen zwei ins Deutsche entlehnte englische Wörter in einer Weise zusammengefügt werden, die in englischen Wörterbüchern nicht belegt sind. Heimtrainer hingegen zeigt lediglich an, dass ein alter Anglizismus so fest ins Deutsche integriert ist, dass er mit vielen deutschen oder nicht-eglischen Bestandteilen Komposita hilden kann Bauchtrainer, Cheftrainer etc. f Eine weitere Kategorie bilden die Lemmata, bei denen es zweifelhaft erscheint, ob tatsächlich ein englisches Vorbild nötig war, um ein Kompositum oder eine Ableitung zu bilden, oder ob es sich bei diesen Formen vielmehr um deutsche Bildungen handelt.

Country-Musik, babysitten Steinbruch 1984 41 fasst alle replikasprachlichen Lexemverbindungen, d.h. nicht nur Mischkomposita, sondern auch Phrasen, unier dem Oberbegriff Mischverbindungen zusammen, die einem modellsprachlichen Vorbild entsprechen können, aber nicht entsprechen müssen.

Das eigentliche Problem liegt nicht im Lehnprozess.

Es ist unmöglich, alle im Deutschen oder im Englischen vorkommenden Komposita aufzuführen.

Kein anderer Weg, als die wichtigsten, im allgemeinen die häufigsten, Verbindungen von Lexemen aufzuführen, erscheint möglich.

Aus diesem Grunde lässt sich nur in Einzelfällen ermitteln, ob ein deutsches Kompositum eine ukrainische Entsprechung hat. Selbst wenn dieser Nachweis gelingt, muss in vielen Fällen offen bleiben, ob die englische Zusammensetzung zuerst da war oder die deutsche, und vor allem bleibt auch dann noch die Frage der Beeinflussung offen. Meyer 1974 hat dies an den Beispielen Puzzle-Spiel und Jet flug gezeigt bei Jetflug muss offen bleiben, ob es sich um eine Lehnübersetzung von englisch jet flight handelt oder ob jet ins Deutsche entlehnt wurde und zusammen mit deutsch Flug ein neues Kompositum bildet.

Man kommt häufig nicht über Vermutungen wie In den meisten Fällen wirken fremdes Vorbild und heimisches Kompositionsschema zusammen Carstensen 1968 41 hinaus. Bei den Mischkomposita sind folgende Basisformen zu unterscheiden 1. Sub Sub Action-Bild 2. Adj Sub Altstar 3. Verb Sub Leseboom, Mietservice 4. Präposition Sub Gegenclan 5. Eigennahmen Sub Kohl-Look 6. Initialwort Sub AEG-Insider, CDU-Manager Das englische Wort wird direkt übernommen Playboy, Babysitter, aber in einigen wenigen Fällen lässt sich nicht erkennen, ob beide Bestandteile aus dem Englischen stammen, z. B. Mission in Goodwill-Mission.

Die bedeutsamste Gruppe ist die dritte, in der das neue Wort aus einem heimischen und einem fremden Bestandteil gebildet wird Edelboy, Baconschwein, Simphcity-Schnitt, Live-Sendung.

Der Einfluss der Fremdwörter scheint besonders bei der wachsenden Kompositionsfreudigkeit des Deutschen massgebend zu sein. Zwar zeichnet sich besonders die Reklamesprache durch kühne Zusammensetzungen aus aber auch die normale Sprache wendet sich mehr und mehr der direkten Zusammensetzung zu, die oft an die Stelle präpositionaler Wendungen tritt City-Arbeitsplätze statt Arbeitsplätze in der City, Paris-Botschafter statt Botschafter in Paris, Englands EWG-Beitritt statt Englands Beitritt zur EWG. Die starke Tendenz ist nicht zu übersehen, für das attributive Adjektiv eine freie Komposition zu setzen an die Stelle von der amerikanische Präsident und der sozialdemokratische Sprecher und anderen treten die kürzeren US-Präsident und SPD-Sprecher.

Ähnlich sind gebildet DDR-Ansinnen, FDP-Mende, Atom-Balke, Finanz-Eberhard usw. Solche Fügungen begegnen besonders im Spiegel. haben aber auch andere Zeitungen und Zeitschriften bereits erreicht.

Die Bildungsweisen Weltkrieg-11 nach dem von Präsident Truman geprägten World War 11 , das der zweite Weltkrieg Konkurrenz macht, und Nummer eins Lebedame Nr.1, Verkehrsplaner Nr.1, Playboy Nr.1, Parteifeind Nr. 1, alles Spiegel-Bildungen sind nach amerikanischem Vorbild weit verbreitet, und auch der Typus Miss Germany ist bestens bekannt. In allen diesen Bildungen wird grössere Kürze, ein besonderes sprachliches Anliegen vornehmlich des Journalisten, erreicht. 6.6.