Einteilung der Verben

 

Das Verb (das Zeitwort) ist eine Wortart, die einen Vorgang in seinem zeitlichen Ablauf (gehen, singen, schwimmen) oder einen Zustand in seiner zeitlichen Dauer (schlafen, blühen, leiden) bezeichnet. Das ist die einzige Wortart, die konjugiert wird, d.h. die Verben können sich nach Person (3 Personen im Singular und Plural), Zahl (Singular und Plural), Zeit (Präsens, Perfekt, Präteritum, Plusquamperfekt, Futur I, Futur II), Genus (Aktiv, Passiv, Stativ) und Modus (Indikativ, Konjunktiv, Imperativ) verändern.

Vom semantisch-grammatischen Standpunkt aus unterscheidet man:

§ Vollverben (lesen, einschlafen, sitzen, gelingen u.a.);

§ Modalverben (können, dürfen, müssen, sollen, wollen, mögen);

§ kopulative Verben (sein, werden, bleiben, scheinen, heißen);

§ Hilfsverben (sein, haben, werden);

§ Funktionsverben (bringen, kommen, gehen u.a.), sie bilden mit dem entsprechenden Substantiv eine Wortgruppe, u.zw. eine Streckform, die nach ihrer Bedeutung einem Vollverb entspricht (synonymisch ist), z.B. in Bewegung bringen – bewegen, zum Ausdruck kommen – ausgedrückt werden, in Erfüllung gehen – erfüllt werden u.a.).

Zu den Vollverben gehören:

§ Tätigkeitsverben (lesen, bauen u.a.);

§ Vorgangsverben (kommen, fallen, einschlafen, erkranken u.a.);

§ Zustandsverben (leben, leiden, sitzen, schlafen u.a.);

§ Geschehensverben (geschehen, gelingen, missglücken u.a.) Diese Verben werden nur in der 3. Person Sg. bzw. Plural gebraucht.

§ unpersönliche Verben – Diese Verben gebraucht man in der Regel mit dem unpersönlichen Pronomen es: es regnet, es dämmert, es schwindelt mich/mir, mich friert u.a.).

Vom syntaktischen Standpunkt aus unterscheidet man

1) subjektive Verben (ρσαϊεκςνϋε γλΰγξλϋ) und objektive Verben (ξαϊεκςνϋε γλΰγξλϋ). Subjektive Verben nennen einen Vorgang, der vom Subjekt ausgeht und sich auf keine andere Person bzw. kein anderes Ding richtet: bleiben, schlafen u.a. Objektive Verben nennen eine Handlung, die sich auf eine Person bzw. ein Ding richtet: nehmen, warten u.a. Das Objekt der Handlung kann im Akkusativ, Dativ, Genitiv bzw. mit einer Präposition oder auch als Infinitiv/ Infinitivgruppe stehen: Er liest ein Buch. Ich begegne ihm oft. Das bedarf einer Erklärung. Ich warte auf den Freund. Ich habe heute vor, ins Kino zu gehen;

2) transitive Verbenundintransitive Verben. Ein transitives Verb verlangt ein direktes Objekt (ein Objekt im Akkusativ ohne Präposition), z.B.: Ich bekam gestern einen Brief. Zu den transitiven Verben gehören die meisten Verben mit dem Präfix be- (außer den Verben begegnen + Dat., bedürfen + Gen., bemächtigen + Gen. u.a.) sowie viele Verben mit den Präfixen an-, er-, ver-, zer-: beantworten, anstreben, erkennen, verstehen, zerbrechen. Zu den transitiven Verben zählt man auch die kausativenVerben (legen, stellen, setzen, fällen, hängen (-te,-t), sprengen, drängen, schwemmen, tränken, senken, verschwenden, steigern u.a.), sie bezeichnen das Veranlassen zu einer Handlung oder einem Zustand und sind meist von den intransitiven Verben abgeleitet, z.B. liegen, stehen, sitzen, fallen, hängen (i,a), springen, dringen, schwimmen, trinken, sinken, verschwinden, steigen u.a. Alle übrigen Verben, sowohl die subjektiven, als auch die objektiven, nenn man intransitive Verben (helfen, warten, bleiben u.a.).

Vom m o r p h o l o g i s c h e n Standpunkt aus, d.h. nach der Bildung der Grundformen, unterscheidet man:

1)Schwache Verben.Sie bilden die zweite Grundform mit dem Suffix -(e)te und das Partizip II mit dem Präfix ge- und dem Suffix -(e)t: blicken – blickte – geblickt, begegnen – begegnete – begegnet. Ohne Präfix ge- bilden das Partizip II: a) die Verben mit den untrennbaren Präfixen (besuchen – besucht); b) die Verben mit den Suffixen -ieren und -eien (studieren – studiert, prophezeien – prophezeit); c) präfixlose Verben, die die Betonung nicht auf der ersten Silbe tragen (rumόren – rumόrt); d) zusammengesetzte Verben mit der Betonung nicht auf der ersten Silbe (vollénden – volléndet). Wenn das Verb von einem zusammengesetzten Substantiv abgeleitet ist, so steht das Präfix ge- am Wortanfang: lángweilen – gelángweilt. (Ebenso: frühstücken, wírtschaften, kénnzeichnen, rátschlagen, wétteifern). Manchmal sind die Formen mit und ohne Präfix ge- möglich: liebkόsen – liebkost/geliebkost, offenbáren – offenbart/ geoffenbart.

Zu den schwachen Verben gehören alle Verben, die von den anderen Wortarten (außer dem Verb) abgeleitet sind: begegnen (gegen), duzen (du), beauftragen (Auftrag) u.a. Aber: kommen (a, o) – ankommen (a, o) u.a.;

2) Starke Verben. Sie bilden ihre Grundformen mittels des Ablauts. Das Partizip II bekommt das Präfix ge- und das Suffix -en: nehmen – nahm – genommen;

3) Rückumlautende Verben(Verben mit Präsensumlaut). Sie bilden ihre Grundformen mittels des Vokalwechsels e – a – a. Da der Wurzelvokal -e- geschichtlich auf den Umlaut zurückgeht, nennt man diese Gruppe rückumlautende Verben oder Verben mit Präsensumlaut. Dazu gehören nur 7 Verben: brennen – brannte – gebrannt, kennen – kannte – gekannt, nennen – nannte – genannt, rennen – rannte – gerannt, denken – dachte – gedacht, senden – sandte – gesandt (sendete – gesendet), wenden – wandte – gewandt (wendete – gewendet).

4) Verben Präterito-Präsentia: dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen, wissen;

5) Unregelmäßige Verben: sein, haben, werden, gehen, stehen, bringen, tun.

Der W o r t b i l d u n g nach unterscheidet man: einfache Verben(Stammverben) (nehmen, machen u.a.); abgeleitete Verben (ankommen, verkaufen, streicheln, duzen, kürzen u.a.); zusammengesetzte Verben (stattfinden, fortsetzen, teilnehmen u.a.); reflexive Verben(sich waschen, sich umarmen u.a.).