DIE PARTIKEL

Die Partikel ist eine unflektierbare Wortart, die die Einstellung des Sprechenden zum Sinngehalt eines Satzgliedes oder der gesamten Aussage, seine Stimmungen und Einschätzungen ausdrückt. Die Partikeln färben die Sprache emotionell und machen die Äußerungen natürlicher, flüssiger und lebendiger, deshalb kommen sie vor allem in den ungezwungenen Alltagsgesprächen vor.

Die Partikeln können in drei Gruppen eingeteilt werden: logische, modale und grammatische Partikeln.

I. L o g i s c h e P a r t i k e l n[4] bezeichnen:

1. Verstärkung: besonders, echt, ganz, ja, nicht, sehr, so, z.B.: Ach, was habe ich heute Nacht nicht alles geträumt! Du kannst die Geschichten aus deinem Leben so interessant erzählen! Ich mag den Winter nicht, ja hasse ihn!

2. Einschränkung: allein, bloß, erst, lediglich, noch, nur, fast, z.B.: Allein die Reichen können es sich leisten, ihren Urlaub auf den Kanarischen Inseln zu verbringen. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

3. Hervorhebung:auch, ausgerechnet, eben, gerade, selbst/sogar, z.B.: Selbst die Klügeren können sich irren. Das habe ich eben gemeint.

4. bestimmten Grad der Eigenschaft: einfach, genug, höchst, ziemlich, zu, immer, viel, weitaus, genug. Diese Partikeln begleiten ein Adjektiv bzw. Adverb. Die meisten Gradpartikeln stehen nur bei einem Positiv, z.B.: Margit rief aus:Die Luft im Garten ist frisch. Ich fühle mich hier einfach herrlich!“ Die Partikeln immer, viel stehen bei einem Komparativ, z.B.: Immer mehr Menschen besuchen die neue Oper. Die Partikel weitaus steht bei einem Komparativ oder Superlativ: So sieht es weitaus besser.

5. Bestimmung: an, annähernd, etwa, zirka. Z.B.: Seine Schwester ist an drei Jahre älter als er.

6. Verneinung: nicht, nicht einmal/nicht mal. z.B.: Nicht einmal entschuldigt hat er sich!

Die verneinende Partikel nicht wird oft mit den verstärkenden Partikeln gar, beileibe, durchaus sowie mit mehr gebraucht: gar nicht, beileibe nicht, durchaus nicht, nicht mehr, z.B.: Sie hat sich gar nicht verändert. Der Vater arbeitet hier nicht mehr.

II. M o d a l e P a r t i k e l n[5] können folgendes ausdrücken:

1.Erstaunen: aber, vielleicht, ja, denn. Mit aber und vielleicht staunt man über das Wie einer Sache: z.B. Der Blumenstrauß ist aber groß! (Man staunt nicht darüber, dass der Blumenstrauß groß ist, sondern wie groß er ist.) Meistens sind aber und vielleicht austauschbar, aber es sei betont, dass die Partikel vielleicht beim Erzählen vom Vergangenem bevorzugt wird. Mit ja staunt man über die Sache selbst. z.B. Die Schokolade ist ja bitter! (Hier staunt man darüber, dass die Schokolade bitter und nicht süß ist.)

Die Partikel denn wird zum Ausdruck des Erstaunens nur in den Entscheidungsfragen gebraucht, z.B.: Kannst du denn das Auto fahren? Verneinende Fragen sind manchmal dazu noch vorwurfsvoll: Hast du denn nicht aufgeräumt?

2.Einwenden und Widersprechen: doch, allerdings, eigentlich, immerhin, schon. Mit der Partikel doch geht die Situation folgenderweise vor sich: Jürgen und Wolfgang wollen spazieren gehen. Wolfgang will keinen Mantel anziehen und sagt: „Ich friere bestimmt nicht.“ Kaum haben sie das Haus verlassen, fängt er an, zu frösteln. Jürgen sagt: „Siehst du, du frierst doch!“ In diesem Fall ist doch immer betont. Solchem doch-Satz kann man mit doch nicht widersprechen: Jürgen und Wolfgang wollen spazieren gehen. Wolfgang will keinen Mantel anziehen und sagt: „Ich friere bestimmt nicht.“ Sie haben das Haus verlassen, und es ist nicht kalt. Wolfgang sagt: „Siehst du, ich friere doch nicht!“

Wenn man eine Aussage nicht ganz akzeptiert, benutzt man die Partikel allerdings: Das Buch ist sehr gut, allerdings ist es sehr teuer. Allerdings führt also einen Einwand ein.

Durch das Hinzufügen von eigentlich werden Einwände freundlicher: Ich will ins Kino, aber ich habe eigentlich keine Zeit.

Immerhin drückt aus, dass die Erwartungen des Sprechers nicht erfüllt werden. Aber das Ergebnis ist auch nicht ganz schlecht: Du hast immerhin dein Bestes getan.

Schon drückt aus, dass etwas zwar richtig ist, aber es gibt Einwände dagegen: Deine Wohnung ist groß. – Das schon, aber sie ist auch teuer.

3. Warnen und Drohen: ja, bloß, nur, schon. Die Partikeln ja und bloß sind gleichbedeutend und stehen in Imperativsätzen: Sei bloß artig! Nur ist etwas schwächer und kommt nur in verneinenden Imperativsätzen vor: z.B. Der Lehrer sagt zum Schüler: „Denk nur nicht, du könntest bei der Prüfung abschreiben!“ (Drohung) oder Der Schüler sagt seinem Freund weiter: „Denk nur nicht, du könntest bei der Prüfung abschreiben!“ (Warnung) Ob ja, bloß, nur eine Warnung oder eine Drohung ausdrücken, hängt von der Situation ab.

Die Partikel schon drückt in den Sätzen mit dem Futur eine Drohung aus: Ich werde dir schon zeigen, dass ich stärker bin.

4. Auffordern: mal, doch, eben/halt, schon. Mal in einer Aufforderung weckt den Eindruck, dass, was gemacht werden soll, ist einfach: Halt mal den Hammer! Aufforderungen mit doch können ärgerlich wirken, wenn sie mit einer Negation oder mit den Adverbien endlich/immer verbunden sind: Schrei doch nicht! Halt doch endlich den Mund!

Die Partikeln halt und eben drücken aus, dass man an einer Situation nichts ändern kann, dass der Sachverhalt so ist, wie er ist. Halt sagt man mehr in Süddeutschland, eben mehr in Norddeutschland: Sie seufzte. „Es ist eben nichts zu machen! Dabei hätte ich die Wette wirklich gern gewonnen.“ (Noll D. Kippenberg.)

Durch schon in Verbindung mit einem Imperativ drückt der Sprecher seine Ungeduld aus: Komm schon!

5. Wünsche: doch, nur, bloß. Diese Partikeln drücken in den Wunschsätzen mit dem Konjunktiv II einen Wunsch aus. z.B. Wenn er doch nicht verheiratet wäre!

6. Fragen: In Entscheidungsfragen kommen oft die Partikeln eigentlich, denn (sieh oben) und etwa vor. Mit eigentlich wird eine Frage meistens etwas beiläufiger. Oft dienen solche Fragen dazu, die Richtung eines Gesprächs leicht zu verändern: Herr Meyer hat Gäste. Man diskutiert heftig über Politik. Da erinnert sich Herr Meyer an seine Rolle als Gastgeber und fragt: „Habt ihr eigentlich alle was zu trinken?“

Mit etwa zeigt der Sprecher, dass er das Gegenteil von dem erwartet hat, was in der Frage ausgewirkt wird. Manchmal kann diese Frage vorwurfsvoll oder entsetzt lauten: Das Ehepaar Dreyer kommt nach Hause und hört schon auf der Treppe ein Rauschen. Frau Dreyer sieht ihren Mann beunruhigt an und fragt: „Hast du etwa im Bad das Wasser laufen lassen?“

Die wichtigsten Partikeln in Ergänzungsfragen sind denn und eigentlich. Sie verleihen solchen Fragen eine ungezwungene Natürlichkeit: Wie spät ist es eigentlich? Wie ist denn dein Name?

Die meisten modalen Partikeln haben Homonyme unter anderen Wortarten:

 

Partikel aber bloß denn doch eben eigentlich etwa nur schon
Adverb   +     +   + + +
Konjunktion +   + +          
Adjektiv   +     + +      

III. G r a m m a t i s c h e P a r t i k e l n: am, aufs, es, zu. Diese Partikeln werden in der rein grammatischen Funktion gebraucht, z.B.: 1. Am und aufs begleiten den Superlativ: Er hat am schönsten gesprochen. Sie war aufs tiefste gekränkt. 2. Es tritt als Platzhalter auf: Es wird gelesen. 3. Zu wird als Bestandteil der Infinitivgruppe gebraucht: Sie begann zu telefonieren.