Bildung und Bedeutung der Partizipien

 

Es gibt im Deutschen zwei Arten von Partizipien: das Partizip I (Partizip Präsens) und das Partizip II (Partizip Perfekt).

Das Partizip I wird vom Präsensstamm mit Hilfe des Suffixes -(e)nd gebildet, z.B. lach-end, arbeit-end. Die Verben mit -el und -er im Stammauslaut bekommen das Suffix -nd: schüttel -nd, ruder -nd.

Das Partizip I von transitiven und intransitiven Verben hat eine aktivische Bedeutung, deshalb verbindet es sich mit der Bezeichnung eines Agens: der schreibende StudentDer Student schreibt. Das Partizip I bezeichnet eine dauernde, nicht abgeschlossene Handlung, die gleichzeitig mit dem Satzprädikat abläuft, z.B.: Im Winter kamen die heulenden Wölfe bis zur Stadtgrenze. – Die Wölfe heulten und kamen.

Das Partizip I reflexiver Verben wird mit dem Reflexivpronomen gebraucht: die sich versammelnden Menschen.

 

transitive/intransitive Verben

 

Partizip I aktivisch

nicht abgeschlossen

gleichzeitig

 

Das Partizip II wird wie folgt gebildet:

1) das Präfix ge + Stamm + Suffix -t (schwache Verben, die Verben Präterito-Präsentia und rückumlautende Verben): ge-mach-t, ge-wuss-t, ge-nann-t;

2) das Präfix ge + Stamm + Suffix -en (starke Verben): ge-schlaf-en. Das Partizip II ohne das Präfix ge- bilden die Verben auf das Suffix -ieren und die Verben mit untrennbaren Präfixen: fotografier-t, verlass-en.

Bei der Bestimmung der Bedeutung des Partizips II sind transitive und intransitive Verben zu unterscheiden. Das Partizip II der transitiven Verben hat eine passivische Bedeutung, deshalb verbindet es sich mit der Bezeichnung eines Patiens: der geschriebene BriefDer Brief wurde geschrieben. So entsteht die Gegenüberstellung von beiden Partizipien: der schreibende Student – der geschriebene Brief. Das Partizip II der transitiven Verben bezeichnet eine abgeschlossene bzw. nicht abgeschlossene Handlung, die im Bezug auf das Satzprädikat gleichzeitig oder vorzeitig ist, z.B.: Gleichzeitigkeit – Der von mir vorgelesene Artikel erregte allgemeines Interesse. – Der Artikel wurde von mir vorgelesen. Er erregte allgemeines Interesse.Vorzeitigkeit – Wir müssen den gefrorenen Fisch erst auftauen. – Der Fisch ist gefroren worden, wir müssen ihn erst auftauen.

Das Partizip II der intransitiven Verben hat eine aktivische Bedeutung, z.B.: die angekommenen Gäste – Die Gäste sind angekommen. Dabei bezeichnet es eine abgeschlossene Handlung, die dem Satzprädikat vorangeht: Wir freuen uns über die angekommenen Gäste. – Die Gäste sind angekommen, und wir freuen uns darüber. Das Partizip II reflexiver Verben wird ohne Reflexivpronomen gebraucht: die versammelten Menschen.

 

transitive Verben intransitive Verben

 

Partizip II passivisch aktivisch

abgeschlossen/nicht abgeschlossen abgeschlossen

gleichzeitig/vorzeitig vorzeitig

 

Beide Arten der Partizipien können attributiv gebraucht und wie Adjektive dekliniert werden. Als nähere Bestimmung zum Verb oder zum Adjektiv werden das Partizip I und das Partizip II in der undeklinierbarer Form gebraucht, z.B.: Das Kind kaut gelangweilt an dem alten Brötchen. Die Luft war schneidend kalt.