Das Fenster zu Europa

Durch die Bewegungen Peters des Großen wurde Rußland europäisch orientierter als früher. Er schrieb jedem westliche Kleidung vor und schnitt demonstrativ die Bärte und Rockzipfel seiner Bediensteten ab.

Der Zarenstab zog von Moskau nach Sankt Petersburg um, um einen Neubeginn zu signalisieren. Die ausländischen Architekten (wie zum Beispiel Domenico Andrea Trezzini, Andreas Schlöter, Gottfried Schädel, Nikolaus F. Härbel) wurden verpflichtet, die Stadtplanung zu modernisieren und an westlichen Standard heranzukommen.

Seinen Untertanen verordnete Peter ein radikales Umdenken und eine nützliche Schulung in allen Fertigkeiten. Er orientierte sich an dem schwedischen Kollegiensystem und livländischen Städteplanungen.

Die Umstellung betraf auch das Kalendersystem und die gesamte lokale Staatsverwaltung. Das Kalendersystem wurde auf den julianischen Kalender am 2. Januar 1700 umgestellt und die grafische Neugestaltung der Lettern durch die Einführung der sogenannten Zivilschrift im Jahre 1708. Er schuf neue oberste Staatsorgane wie den “regierenden Senat” (1711) und die nach Ressorts aufgegliederten Kollegien.

In der Kirche ersetzte er 1721 das Patriarchenamt durch eine Kollegialbehörde, die “Heilige Synode”. Peter, der sehr engagiert war, kümmerte sich persönlich um die Staatsfinanzen. Sein wirtschaftliches System war merkantil orientiert, da er neue Ressourcen erschloß und die Infrastruktur des Landes ausbaute.

1724 löste er die Hofsteuer durch die Kopfsteuer ab, sie trug nun finanziell den größten Teil der Reformbewegungen.

Peter der Große bewegte viel, konnte aber auf lange Sicht die Gesellschaftsstrukturen nicht großartig verändern, wie es seine westlichen Bewunderer und Ratgeber erhofft hatten. Ungenügende Vorausplanung und mangelnde Stetigkeit in der Durchführung behinderten die gewünschte Rationalisierung der öffentlichen Verwaltung.