EIN RUSSISCHER APOLL

Karl Brüllow, Maler den Gegensätze und einzigartiger Porträtist

Karl Brüllow war ein Mensch der Extreme. Eine Figur a la Byron, ein großer Verehrer der Frauenschönheit, und von so mancher Dame der Welt angehimmelt, war er stets Gegenstand der unwahrscheinlichsten, widersprüchlichsten Gerüchte und unglaublichen Geschichten, von denen sich die meisten, sonderbar genug, als Wahrheit entpuppten.

Ein Altersgenosse Alexander Puschkins wurde Brüllow ebenfalls in Petersburg geboren. Seine Ahnen stammten aus Frankreich: Da sie protestantisch waren, flohen sie noch während der Bartholomäusnacht vor religiösen Verfolgungen nach Deutschland, siedelten jedoch in den 70er Jahren des 18.Jahrhunderts nach Russland um. Es war eine Künstlerfamilie in vielen Generationen: Karl Brüllows Urgroßvater war Modelleur in der Russischen Kaiserlichen Porzellanmanufaktur, der Großvater ein Bildhauer, der Vater für seine Holzschnitzereien und Glasmalereinen mit Gold und Silber berühmt. Der eine von Karls älteren Brüdern wurde Ikonenmaler, der andere Architekt.

Entsprechend war auch die Erziehung in dieser Familie: Kleiner Karl bekam kein Frühstück, solange er nicht schon früh am Morgen die festgelegte Anzahl von Männchen oder Pferdchen gezeichnet oder nicht die vom Vater aufgegebene Kopie eines Stiches gemacht hatte. Zudem hatte der kränkliche und wenig bewegliche Junge keine Möglichkeit, mit anderen Kindern zu spielen, und die Eltern ließen ihn allein in einem Haufen von warmem Sand sitzen und gaben ihm Papier und bunte Stifte zum Zeitvertreib. Diese Schule zeitigte denn auch schöne Früchte. Als Brüllow später an der Petersburger Akademie der Künste studierte, verblüffte er alle durch seine enorme Arbeitsfähigkeit. So zeichnete er die vielfigürige Laokoon-Komposition vierzigmal nach, so dass er die Skulptur schließlich in allen Einzelheiten aus dem Gedächtnis darstellen konnte.

Neben seiner Malerei war Brüllow bei den Zeitgenossen für seine phänomenale Verwegenheit bekannt. Man erzählte zum Beispiel folgende wahrheitsgemäße Geschichte: Brüllow war als Porträtist unerreicht. Er malte viele hervorragende Menschen seiner Zeit. Auch Zar Nikolaus I. wollte gern ein von Brüllow gemaltes Bildnis haben, und als er den Maler einmal im Sommergarten von Sankt-Petersburg traf, gab er ihm schließlich den Auftrag. Brüllow war nicht gerade begeistert. Er hielt auf seinen Ruf als freier Künstler und wünschte aus prinzipiellen Gründen nicht, den Monarchen für die Nachwelt zu verewigen, der die Dekabristen hingerichtet hatte, Puschkin und Lermontow verfolgte und die Dritte Abreilung der Kaiserlichen Kanziel mit einem eigenen Gendarmeriekorps faktisch zum wichtigsten Staatsorgan erhob.

Andererseits konnte er dem Zaren, nicht einfach absagen. Also ließ sich Brüllow etwas anderes einfallen. An dem Tag, da der Zar hätte zu ihm ins Studio kommen sollen, wartete er eine Weile und ging dann einfach weg. Auf seine Bitte hin teilte der junge Portier Nikolaus mit, der Maler sei von der Pünktlichkeit des Zaren so überzeugt gewesen, dass er nach einer zwanzigminütigen Verspätung habe denken müssen, die Sitzung werde nicht stattfinden, und sei in seinen Angelegenheiten weggegangen. Nikolaus war schwer beleidigt und entzog Brüllow den Auftrag.

Aber nicht solche Extravaganzen brachten Brüllow Weltruhm. Mittelpunkt der Ausstellung ist das bekannteste Werk des Malers: das monumentale historische Gemälde „Der letzte Tag von Pompeji“, das erstmalig in Moskau ausgestellt wird. Brüllow schuf es in Italien, unter dem Eindruck eines Besuchs in den Ruinen von Pompeji. Bei seiner Wanderung durch die vor Jahrhunderten leergefegten engen Straßen der alten Stadt, beim Berühren der Mauern von unter der Vulkanasche erhalten gebliebenen Häusern, beim Studium der ungewöhnlich „lebendigen“ Abdrücke von Menschenkörpern, die vom Lavastrom eingeholt und verbrannt worden waren, beschloss der Maler, die verhängnisvollen Ereignisse des letzten Tages der römischen Stadt und ihrer 2 000 Bürger nachzuschaffen.

Brüllow ging gründlich an die Sache heran. Neben den persönlichen Eindrücken legte er seinem Gemälde die Beschreibungen des altrömischen Historikers Plinius d.J. und Angaben der archälologischen Ausgrabungen zu Grunde. Alle Hausrat- und Kultgegenstände auf dem Gemälde hatte er im Neapolitanischen Museum gesehen, in dem die Funde aus Pompeji untergebracht waren. Die historischen Ruinen bildeten die Grundlage für die Stadtansicht, die Kleidung der Menschen entlehnte er den Kostümen der Sänger von Giuseppe Pacinis Oper „Der letzte Tag von Pompeji“. Die Gesichter sämtlicher Frauengestalten des Gemäldes ähneln der russischen Gräfin Julia Samojlowa, in die Brüllow bis an sein Lebensende verliebt war, die er jedoch nie hatte heiraten können. Die Arbeit dauerte drei Jahre, und gleich nach ihrem Abschluss eroberte das Gemälde Rom, Miland und Paris. Nach Russland kehrte Brüllow, den die Zeitgenossen den Apool vom Belvedere nannten, als Berühmtheit zurück.

Bei der Arbeit an der Innengestaltung der berühmtesten Petersburger Kathedrale erkrankte Brüllow, reiste zur Behandlung nach Italien und verstarb dort.

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1. Was ist K. Brüllow? 2. Wessen Altersgenosser war er? 3. Woher stammten sein Ahnen? 4. Was waren sie in vielen Generationen? 5. Was brachte Brüllow Weltruhm? 6. Was legte er seinem Gemälde „Der letzte Tag von Pompeji“ zu Grunde? 7. Wie nannten ihn seine Zeitgenossen? Wo verstarb er?

 

Çàäàíèå 8. Ñîîòâåòñòâóþò ëè ñëåäóþùèå âûñêàçûâàíèÿ ñîäåðæàíèþ òåêñòà:

1. K. Brüllow ist Maler der Gegensätze und einzigartige Porträtist. 2. In seiner Kindheit krankte er oft und war wenig beweglich. 3. Zum Zeitvertreib bekam der kleine Karl viel Spielzeug von den Eltern. 4. Brüllow malte viele hervorragende Menschen seiner Zeit. 5. Er wünschte den Zaren Nicolaus I. für die Nachwelt zu verewigen. 6. K. Brüllow schuf sein Gemälde „Der letzte Tag von Pompeji“ in Italien unter dem Eindruck eines Besuchs in den Ruinen von Pompeji. 7. Der Maler legte dem Gemälde die Beschreibungen des altrömischen Historikers Plinius d.J. und Angaben der archäologischen Ausgrabungen zu Grunde. 8. Die Arbeit am Gemälde dauerte 2 Jahre und gleich nach ihrem Abschluss eroberte es Rom, Mailand und Paris.