Normative Phonetik

Die Orthographiebefasst sich mit den Richtlinien und Normen der Rechtschreibung einer gegebenen Nationalsprache.

Die Orthoepiehat mit der mündlichen Form der Sprache oder der Rede zu tun und bezeichnet die Aussprachenorm einer konkreten Sprache. Das ist eine Erscheinungsform der sprachlichen Norm im Allgemeinen und ist als eine durch langen Sprachgebrauch geregelte und in Aussprachewörterbüchern festgelegte (kodifizierte) Sprechtätigkeit anzusehen.

Die Aussprachenorm (Standardaussprache, Standardlautung) ist die geregelte Sprechtätigkeit einer Sprachgemeinschaft. Sie ist eine konkrete Erscheinungsform der Sprachnorm im allgemeinen. Die Sprachnorm ist ein gesellschaftlich festgelegter und anerkannter Gebrauch von sprachlichen Ausdrucksmitteln in der Sprechtätigkeit einer Sprachgemeinschaft. Der Sprachnorm liegen zwei Aspekte zugrunde: der innere und der äußere.

Der innere Aspekt der Sprachnorm besteht darin, daß die Norm nur jene Spracherscheinungen wählt, die das System der Sprache zuläßt. Die Spracherscheinungen, die zum System der Sprache im Widerspruch stehen, können nicht als Norm gelten.

Der äußere Aspekt der Norm besteht darin, daß die ausgewählten Spracherscheinungen von der Gesellschaft unbedingt anerkannt und festgelegt (kodifiziert) werden sollen. Die Kodifizierung erfolgt in Form von Wörterbüchern, Grammatiken, Nachschlagewerken etc. Das Problem der Norm steht besonders akut, wenn das Sprachsystem Varianten von Spracherscheinungen zuläßt. Die Norm muß sich in diesem Fall für die Sprachvariante entscheiden, die als Muster gültig gelten soll. Die Sprachnorm ist relativ stabil und gleichzeitig dynamisch. Mit der Zeit können sich die festgelegten Normen ändern (vgl. die Entwicklungsgeschichte des R-Lautes im Deutschen).

Die wesentlichen Züge der Aussprachenorm:

1. Sie ist überregional, d.h. sie enthält keine landschaftlichen oder mundartlichen Aussprachebesonderheiten.

2. Sie ist einheitlich; Varianten bleiben ausgeblendet oder auf ein Mindestmass beschränkt.

3. Sie ist schriftnah, d.h., sie wird weitgehend durch das Schriftbild bestimmt.

4. Sie ist deutlich, d.h., sie unterscheidet die Laute stärker als die Umgangslautung.

5. Sie orientiert sich an der Sprechentwicklung, nicht mehr an der als übersteigert empfundenen Bühnenaussprache.

Die Gebrauchsnormisteine statische Grösse, sie ist tatsächlich in der Sprache vorhanden und wird im Kommunikationsprozess realisiert. Das ist eine objektive sozial-linguistische Kategorie, die in der Sprache innewohnt.

Die kodifizierte Sprachnorm (hat einen subjektiven Charakter) ist eine Gesamtheit von Regeln und Vorschriften, die dazu beitragen, dass im Kommunikationsprozess die vorbildliche Variante der Sprache realisiert wird.

Die Existenzformen der deutschen Gegenwartssprache:Literatursprache, Umgangssprache, territoriale Dialekte.

Der Dialekt (Mundart) – die Sprache der schlichten, der bäuerlichen Schicht der Bevölkerung. Mundarten und Hochsprache stehen im Gegensatz zueinander.

Die Umgangssprache – unterscheidet sich von den Dialekten als eine übermundartliche Sprachform. Die Umgangssprache ist immer mit einem bestimmten Dialekt verbunden, deshalb bleibt es in der Aussprache vieler Deutscher auch in der Standartausprache die dialektale Färbung erhalten: die Umgangssprache nimmt in lockerer Form Laute, Wörter, Wendungen, Satzbau, Melodie, Rhytmus der Mundarten auf.

Das Graphem istdie Einheit der geschriebenen Sprache. Das Graphemsystem der Sprache bezeichnet man mit dem Terminus Schreibung.ZurSchreibunggehören: alle Realisierungsformen der Grapheme, die graphische Bezeichnung der Getrennt- und Zusammenschreibung, die Silbentrennung, die Interpunktion.