Phonostilistik

Die Phonostilistik ist die linguistische Disziplin, die sich mit den Aussprachevarianten der Rede befasst (der Zweig der funktionalen Stilistik). Sie untersucht die gesprochene Sprache, also mündliche Äusserungen.

Der phonetische Stil ist der Komplex der phonetischen Mittel, der einer sprachlichen Äusserung in ihrer betreffenden Form und Situation und in einer bestimmten Sphäre der sprachlichen Kommunikation eigen ist.

Der Stil ist die Art und Weise, wie die Sprache je nach den Kommunikationsbedingungen und der Kommunikationszielsetzung verwendet wird. Man unterscheidet im Grunde genommen drei Aussprachestile: den vollen, den neutralen und den Gesprächsstil (Alltagsstil). Jeder von diesen Aussprachestilen zeichnet sich durch unterschiedlichen Grad der Artikulationsspannung aus. Den stärksten Grad der Artikulationsspannung hat der volle Stil und den schwächsten - der Alltagsstil. Dementsprechend hat der volle Stil die geringste Anzahl von Lautschwächungen und der Alltagsstil - die größte.

Der volle (gehobene Form) Stil ist kennzeichnend für Rezitationen, Vorträge, feierliche Reden vor einem relativ großen Zuhörerkreis. Für ihn sind die Lautschwächungen wie folgt typisch:

- quantitative Reduktion von langen Vokalen mit Beibehaltung ihrer Qualität;

- Aspirationsabschwächungen von p, t, k in unbetonten Silben;

- Vokalisierung des R-Lautes in den von den Normen vorgeschriebenen Grenzen;

- progressive Assimilation von stimmhaften Konsonanten nach der Stimmlosigkeit;

- das Redetempo ist langsam. Es gibt häufige längere Pausen.

Der neutrale (neutrale Form) Stil ist kennzeichnend für Rundfunk und Fernsehen beim Lesen von Nachrichten und politischen Kommentaren. Die Rede hat in diesem Fall ein gemäßigtes Tempo und klingt nicht gekünstelt, sondern natürlich. Für diesen Stil sind neben den oben genannten folgende Lautschwächungen kennzeichnend:

- Auflösung des R-Lautes nach kurzen Vokalen auch in betonten Silben;

- Schwund (выпадение звука) des Schwa-Lautes fast in allen Positionen;

- Schwund des Neueinsatzes in Wortverbindungen von dem Typ: im Auge haben, in einer Stunde;

- die Realisation der Endung -en nach den Lauten -p-,-b- wie -pm- -bm-, vgl. haben, Lappen;

- die Realisation der Endung -en nach den Lauten -g-k- wie -gn-kn, vgl. sagen, Laken;

- die Realisation der Lautverbindungen -nk-ng- wie n, vgl. Kongreß, konkret.

Der Gesprächsstil (geschwächte Form) ist kennzeichnend für den Alltag beim Gespräch in der Familie, unter guten Freunden und Bekannten. So ein Gespräch verläuft in einem ziemlich schnellen Tempo. Für diesen Stil sind neben den oben genannten folgende Lautschwächungen:

- Wegfall der Endung -en, vgl. kommen [kom:];

- Vokalisierung des R-Lautes in allen Positionen;

- Kurze Aussprache von langen Vokalen, wobei oft ihre Qualität eingebüßt wird, vgl. schon, wo;

- Gebrauch von elliptischen Formen, vgl. Guten Abend [gun Amt].

Es gibt keine scharfe Grenze zwischen diesen drei Stilen. In jedem Stil können solche Lautschwächungen vorkommen, die eigentlich in einem anderen Stil am Platze wären.