Gegenstand der Phonetik

Das Wort "Phonetik" ist griechischer Herkunft und bedeutet "Laut, Stimme". Daher bezeichnet man recht oft Phonetik als Lautlehre. Aber diese Definition erweist sich bei näherer Betrachtung als unzulänglich, denn bei solcher Definition liegen solche phonetischen Erscheinungen, wie Betonung, Intonation außerhalb dieser Definition. Diesbezüglich schreibt Prof. L.R.Sinder mit Recht, daß der Gegenstand der Phonetik die Lautmittel in all ihren Erscheinungsformen und Funktionen sind. So eine Definition ist umfangreicher, präziser: sie erfaßt nicht nur die linealen phonetischen Einheiten (Laute), sondern auch die suprasegmentalen - Betonung, Intonation, Silbe, Akzentgruppe, phonetische Worter, Sprechtakte, Phrasen etc.). Bis Ende des 20. Jahrhunderts war Phonetik keine selbständige linguistische Disziplin. Man behandelte sie als einen Bestandteil der Grammatik (siehe z.B. die Arbeiten von H.Paul, W.A.Bogorodizkij, I.I.Mestschaninow, Wostokow etc.). Phonetik als eine Sprach-, Gesellschafts- und gleichzeitig Naturwissenschaft ist aufs engste mit mehreren linguistischen und nicht linguistischen Disziplinen verbunden: mit Syntax (durch die Intonation), mit Morphologie (durch den Phonembestand der Morpheme), mit Lexikologie (durch phonetische Gesetzmäßigkeiten bei der Bildung der einzelnen Worter), sowie auch mit Mathematik, Physik, Informationstheorie, Sprachheilpädagogik, Gesangunterricht, Sprecherziehzung etc.