Phonologischen Schule bei der Deutung des Phonems (LphSch, MphSch)

Die Vertreter der LphSch verstehen unter dem Phonem die kleinste artikulatorisch-akustische Spracheinheit, die Wörter und Wortformen unterscheidet. Für sie ist das Phonem ein konkreter Laut, der in Form von seinen Schattierungen existiert. Man kann es sogar unter besonders günstigen Bedingungen hören und aussprechen. Also, das Phonem beruht für die Leningrader auf seinem artikulatorisch-akustischen Bild und auf seiner distinktiven Funktion. Es besteht "an und für sich", unabhängig von den Lautgestalten der Wörter und Morpheme. Für die MphSch ist das Phonem ein Bestandteil des Morphems. Nach der Moskauer Ansicht kann man das Phonem nicht mit einem konkreten Laut identifizieren. Es sei eine abstrakte lautliche Einheit. Das Verhältnis zwischen Phonem und Laut könnte man aus dieser Sicht dem Verhältnis zwischen Wesen und Erscheinung gleichsetzen (vgl. "Mensch" und "ein konkreter Mensch namens N." oder "Frau" und "eine konkrete Frau namens N."). Den Unterschied in der Deutung des Phonems zwischen der LphSch und MphSch kann man an solchem Beispiel veranschaulichen. Nehmen wir Nom. Sg. дуб und Gen. Sg. дуба. Für die Moskauer geht es hier um die Varianten ein und desselben Phonems / Б/, weil die beiden Laute "n" und "б" Bestandteile ein und desselben Morphems sind. Für die Leningrader gehören diese "n" und "б" zwar zu demselben Morphem, aber sie unterscheiden verschiedene Formen des Wortes, deshalb werden sie zu verschiedenen Phonemen gezählt (vgl. auch "вода", "водный", "водяной" oder "нора" und "норы").