Phonemwechsel

Unter dem Phonemwechsel versteht man lautliche Variationen innerhalb eines Wortes bzw. eines Morphems, was mit Wortbildung und Wortveränderung zusammenhängt. Letzten Endes ist der Phonemwechsel auf den Einfluß eines Lautes auf den anderen zurückzuführen.

Es gibt zwei Arten des Phonemwechsels: den phonetischen und historischen.

Phonetischer Wechsel (derzeit lebendig):

- innerhalb der Konsonanten:

- bIIp erlaubenIIErlaubnis

- dIIt LänderIIlandeinwärts

- gIIk WegeIIWegweiser

- vIIf nervösIINerv

- zIIs niesenIIniest

-gIIc lustigeIIlustig

- innerhalb der Vokale (gibt es nicht).

Historischer Wechsel (verschwundene phonetische Erscheinung):

- innerhalb des Vokalismus:

2) Umlaut

3) a II e Wand II Wände

4) a: II e: grabe II gräbst

5) o: II ö: Schoß II Schöße

6) u II y jung II jünger

2) Ablaut

i: II o: biegen II bog

i: II e: liegen II gelegen

i: II ao ief II gelaufen

i II o beginnen II begonnen

e: II a: geben II gab

e: II o nehmen II genommen

a: II u: fahren II fuhr

ö: II o: schwören II schwor

y: II o: lügen II log

Mit Hilfe des Ablauts können auch Substantive gebildet werden, vgl.:

e II u werfen II Wurf

i: II u: fliegen II Flug

ö: II u: schwören II Schwur

i II oy Licht II Leuchte

o II u II y golt II Gulden II Gülden

3) Brechung:

e: II i: gebe II gibst (ahd. gebist)

e: II i nehme II nimmst

- innerhalb der Konsonanten (eine recht seltene Erscheinung):

d II t leiden II litt

b II f halbe II Hälfte

g II x II c schlagen IISchlacht II Schlächter

n (nk) II x II c prangen II Pracht II prächtig

r II s frieren II Frost

x,c II - (Null) hoch II höher nächst II nah

n, n II - (Null) Stand II stehen

ging II gehen

5. Aussprachestile

Unter dem Stil versteht man die Art und Weise, wie die Sprache je nach den Kommunikationsbedingungen und der Kommunikationszielsetzung verwendet wird. Man unterscheidet im Grunde genommen drei Aussprachestile: den vollen, den neutralen und den Gesprächsstil (Alltagsstil). Jeder von diesen Aussprachestilen zeichnet sich durch unterschiedlichen Grad der Artikulationsspannung aus. Den stärksten Grad der Artikulationsspannung hat der volle Stil und den schwächsten - der Alltagsstil. Dementsprechend hat der volle Stil die geringste Anzahl von Lautschwächungen und der Alltagsstil - die größte.

Der volle Stil ist kennzeichnend für Rezitationen, Vorträge, feierliche Reden vor einem relativ großen Zuhörerkreis. Für ihn sind die Lautschwächungen wie folgt typisch:

- quantitative Reduktion von langen Vokalen mit Beibehaltung ihrer Qualität;

- Aspirationsabschwächungen von p,t,k in unbetonten Silben;

- Vokalisierung des R-Lautes in den von den Normen vorgeschriebenen Grenzen;

- progressive Assimilation von stimmhaften Konsonanten nach der Stimmlosigkeit;

Das Redetempo ist langsam. Es gibt häufige längere Pausen.

Der neutrale Stil ist kennzeichnend für Rundfunk und Fernsehen beim Lesen von Nachrichten und politischen Kommentaren. Die Rede hat in diesem Fall ein gemäßigtes Tempo und klingt nicht gekünstelt, sondern natürlich. Für diesen Stil sind neben den oben genannten folgende Lautschwächungen kennzeichnend:

- Auflösung des R-Lautes nach kurzen Vokalen auch in betonten Silben;

- Schwund des Schwa-Lautes fast in allen Positionen;

- Schwund des Neueinsatzes in Wortverbindungen von dem Typ: im Auge haben, in einer Stunde;

- die Realisation der Endung -en nach den lauten -p-,-b- wie -pm- -bm-, vgl. haben, Lappen;

- die Realisation der Endung -en nach den Lauten -g-k- wie -gn-kn, vgl. sagen, Laken;

- die Realisation der Lautverbindungen -nk-ng- wie n, vgl. Kongreß, konkret.

Der Gesprächsstil ist kennzeichnend für den Alltag beim Gespräch in der Familie, unter guten Freunden und Bekannten. So ein Gespräch verläuft in einem ziemlich schnellen Tempo. Für diesen Stil sind neben den oben genannten folgende Lautschwächungen:

- Wegfall der Endung -en, vgl. kommen /kom:/;

- Vokalisierung des R-Lautes in allen Positionen;

- Kurze Aussprache von langen Vokalen, wobei oft ihre Qualität eingebüßt wird, vgl. schon, wo;

- Gebrauch von elliptischen Formen, vgl. Guten Abend /gun Amt/.

Selbstverständlich gibt es keine scharfe Grenze zwischen diesen drei Stilen. In jedem Stil können solche Lautschwächungen vorkommen, die eigentlich in einem anderen Stil am Platze wären.